Bei der Buchvorstellung im Oktober 2017 in Warmbronn hatte auch Dr. Axel Kuhn, 2. Vorsitzender der Christian-Wagner-Gesellschaft gesprochen. Ihn konnte die Senioren Union Leonberg für einen Vortrag im 100. Todesjahr Christian Wagners gewinnen und die Schauspielerin Karin Hoffmeister für das Rezitieren der Gedichte.
Hermann Hesse 1877 – 1962
Als Lyriker ist Hesse vielen weniger bekannt, denn als Romanautor. 1909 schreibt er an den befreundeten Redakteur des „Simplizissimus“ Reinhold Geheeb: „Es freut mich, dass Ihr meine Verse gern habt. Sie sind auch mir das Liebste, und wenn das dumme Publikum auch meinen Romanen mehr nachläuft, ist mir jedes gute Gedicht doch lieber als drei Romane“.
Er denkt beim Schreiben von Lyrik nicht an die Wirkung auf das Publikum, für ihn ist Lyrik etwas ganz Persönliches und Privates.
Verse sind für Hesse „Tanzschritte der Seele, Wunschbilder und Zauberformeln mit Heilkraft“. Ob sie dabei artistisch gelungen und somit auch von überpersönlichem Wert sind, ist zunächst sekundär.
Er vermerkte einmal: „Das Schreiben schlechter Gedichte kann beglückender sein als das Lesen der allerschönsten, denn auch die schlechtesten machen den Schmerz flüssig.“ Was für Komponisten Einfall und Thema sind, das ist für Hesse seine Lyrik, deren Motive später in seinen Romanen und Erzählungen wiederkehren. In sechs Jahrzehnten entstanden ungefähr 1.400 Gedichte. Hesse beteuerte einmal in einem Brief, seine Gedichte enthielten zwar viel Schlechtes, aber nichts Gelogenes. In einem Notizbuch findet sich eine „Literarische Grabschrift“: „Hier ruht der Lyriker H… Er wurde zwar als solcher nicht anerkannt, dafür aber als Unterhaltungsschriftsteller stark überschätzt.“ Zu der Zeit war er gerade einmal 30 Jahre alt.
Christian Wagner 1835 - 1918
Ein Bauer, Dichter, Grübler, Wandersmann, Schützer der Natur, dem das kleinste Blümlein genauso wichtig war wie die gesamte Erde. Tierschutz war ihm schon damals ein wichtiges Anliegen und er aß kaum Fleisch. Er hatte immer sein Notizbuch bei sich, beschrieb in seinen Werken die beseelte Natur von Blumen, Bäumen und Tieren und rief zur unbedingten Schonung alles Lebendigen auf. Der Gedanke der Seelenwanderung und Wiederverkörperung war für ihn selbstverständlicher Ausdruck und Anschauung seines Überlebens, daher sollte auch keine Kreatur unter den Menschen leiden. Seine Gedichte und auch Prosaschriften beschreiben dies alles. – Christian Wagner hatte keinerlei Verständnis für die Verherrlichung des Krieges, auch nicht für dessen vielfach behauptete zwangsläufige Notwendigkeit.
Mancher hat ihn einen Dilettanten genannt, aber auch Hesse betonte seine „literarische Unbescholtenheit“. Anfangs kümmerte er sich nicht um die Gestaltung der Gedichte und um den Aufbau von Zyklen, er schrieb auf, was ihm in den Sinn kam. 1884 veröffentlichte er einen Teil seiner Werke bei einem Stuttgarter Verlag auf eigene Kosten. Das Buch wurde ein überraschender Erfolg. 1887 gab es eine 2. Auflage unter dem Titel: „Sonntagsgänge“. Sein Ruf als Naturlyriker wuchs. Viele seiner Leser besuchten ihn in Warmbronn. Er erhielt Spenden und „Ehrengaben“, sodass sich seine finanzielle Situation verbesserte. 1910 wandelte die Deutsche Schillerstiftung die bis dahin gewährte Pension in eine lebenslange Rente um.
Christian Wagner sollte nicht in Vergessenheit geraten. Seine Gedanken und Ideen zum Schutz aller Natur sind aktueller de je!
Herbert Schnierle-Lutz schreibt über Hesse und Wagner: „Beide Dichter ängstigte die Frage, wohin die Menschheit fortschreite, wenn alle Natur und alles Leben auf Erden nur noch zur skrupellos benutzten Verfügungsmasse für die Zwecke der Menschenwelt wird“.
"Die Welt und das Leben zu lieben, auch unter Qualen zu lieben, jedem SONNENSTRAHL dankbar offenzustehen und auch im Leid das Lächeln nicht ganz zu verlernen“. Hermann Hesse
„Ein Materialist ist ein Mensch, der die Schönheit des STERNENHIMMELS durch das Zählen der Sterne erfassen zu können glaubt.“ Christian Wagner
Auch in diesen Zitaten kommt die Seelenverwandtschaft der beiden Schriftsteller stark zum Ausdruck