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Gewalt im Namen Gottes? - Fragen an die drei Weltreligionen

Am 20. Dezember 2016 war Dr. Wolfgang Gramer, katholischer Pfarrer und Theologe im Ruhestand, zu Gast bei der Senioren-Union Leonberg.

Als Kenner des Judentums, des Islams und sowohl der katholischen wie der evangelischen Theologie referierte er über das Thema: Gewalt im Namen Gottes?

In diesen Religionen kam und kommt es immer wieder zu Gewalttaten. Im Judentum wird der Begriff „Land“ von Martin Buber mit „Heimat“ gleichgesetzt. Dagegen steht die heutige Besatzungspolitik Israels gegenüber den Palästinensern, der Anspruch auf  Gebiete, in denen sie seit Abrahams Zeiten leben! Der Angst setzt man militärische Stärke entgegen. So schwelt der Konflikt immer weiter, eine friedliche Lösung ist nicht in Sicht.

Hinsichtlich des Christentums erinnerte der Referent an die Gewalt im Namen Gottes, die Kreuzzüge, die Inquisition, etc. Er verwies auf Jesus, der Politik und Religion trennte. Durch Böses lässt sich nichts Gutes erreichen, man muss das Böse durch das Gute überwinden.

Der Islam betont vor allem in der Mekkazeit Mohammeds die moralischen Aspekte der Religion. Anders in der Medinazeit Mohammeds: Angriffe gegenüber Nichtgläubigen, Vertreter anderer Religionen, werden jetzt im Namen Allahs gerechtfertigt. Aufgeklärte Muslime kritisieren dies. Vom Absolutheitsanspruch sollte sich diese Religion wie alle anderen verabschieden.

Um ein friedliches Miteinander der Religionen zu gewährleisten, sollten von allen Seiten die folgenden Punkte beachtet werden:
Die religiösen Schriften wie Bibel und Koran sind Texte aus vergangenen Zeiten, die mittels Übersetzung weitergegeben wurden. Eine wörtliche Auslegung entspricht nicht immer dem Sinn. Die Texte müssen historisch-kritisch untersucht werden, das heißt: Ort, Adressat, Zeit und Absicht des Verfassers müssen erforscht werden.
Gramer plädiert für eine Begegnung der Religionen auf Augenhöhe und in Wertschätzung. Die Angst vor dem Unbekannten verliert man durch Begegnung, dies ist ihm sehr wichtig.

Der Referent plädiert für eine Trennung von Politik und Religion. Er meint, in einem säkularen Staat gäbe es keinen Raum für Heilige Kriege mehr.

Ein Ende Heiliger Kriege und Gewalt im Namen Gottes, dieses Ziel könne man nur erreichen durch innere Stärke. Der Gewalt müsse man begegnen, aber gewaltfrei. Hierbei zitiert er Hans Küng: „Kein Überleben der Menschheit ohne Frieden unter den Nationen. Kein Friede unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Friede unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog unter den Religionen ohne weltweite ethische Maßstäbe.“

In der Goldenen Regel der Bergpredigt sieht Hans Küng einen Weg: „Was du willst, dass dir die Andern tun, das tu du ihnen“ (M 7,12).

Wolfgang Gramer überzeugte mit einer genauen Kenntnis von Bibelzitaten, wobei er aber betonte, dass man die Dinge aus ihrer zeitlichen Sicht sehen müsse. Oft seien die Begebenheiten erst viel später aufgezeichnet worden. Der Referent erteilt einer Zwangsmissionierung eine klare Absage, plädiert aber für eine Mission der Liebe und des Dialogs.

Monika Karsunky

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